Klartext, bitte!
das fordert Ronen Steinke in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 8./9. Juli 2023. Er schreibt:
Es ist auch eine Frage der Demokratie. Wenn der Staat etwas will, dann muss er es sagen. Wenn er es sagt, dann muss er es so sagen, dass die Adressaten es verstehen. Es ist sicher falsch, zu unterstellen, dass sich Beamtinnen und Juristen absichtlich hinter kryptischen Ausdrücken verschanzen, wie es der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger getan hat: „Ministerialbürokratien, Parlamentsausschüsse, Richter, Staatsanwaltschaften und Advokatur teilen ein Interesse daran, dass die Sphäre des Rechts ein Arkanum bleibt. Unverständlichkeit gehört zum Nimbus des Gesetzes.“
Eher ist es die Angst davor, etwas falsch zu machen. Rechtssicherheit geht über alles, sie ist für Behörden wichtiger als Verständlichkeit. Und manchmal ist es auch das, was Kommunikationswissenschaftler den „Fluch des Wissens“ nennen: Wenn eine Beamtin sich Tag für Tag mit Steuerfragen beschäftigt, dann kann sie sich irgendwann nicht mehr vorstellen, dass es Menschen gibt, die einen Text darüber nicht verstehen. Schlecht für die Bürgerin.“
(übrigens: ein Arkanum ist ein Geheimnis, ein Nimbus ist so etwas wie ein Heiligenschein)

Ich stimme dem Autor zu. Es ist die Angst, etwas falsch zu machen.
Wer allerdings die Sprache der Bürokratie weiter verwendet, macht ganz sicher  etwas falsch.